Artikel von Kathrin Fahrni in der Thurgauer Zeitung vom 4. Mai 2004

Das Buch für die Praxis,
8. Auflage 2004;
vergriffen

260 Seiten
Mit zahlreichen Fotos, Karikaturen und Skizzen

Jeder Hund, gleich welcher Abstammung und Grösse, benötigt eine artgerechte Erziehung und Beschäftigung!

Allgemeine Grundlagen

- Unser Hund - ein kleiner Wolf?
- Artgerechte Haltung
- Verständigung
- Trainingsgrundsätze
- Hilfsmittel und Ausrüstung

Erziehungsprogramm

- Aller Anfang ist schwer
- Was nicht verpasst werden darf

Ausbildung des Hundes

- Fährtenarbeit
- Revieren nach Sachen
- Unterordnung
- Schutzdienst und Helfer
- Der Sanitätshund

Die menschliche Komponente

- Ausbildungsmethodik
- Wettkampf und Richter
- Rechtsgrundlagen
- Öffentlichkeitsarbeit und Medien
- Hunde fotografieren


Daniel Jung mit dem zweijährigen Schäferhund Joe
Foto: Susann Basler, Thurgauer Zeitung

Artikel von Kathrin Fahrni in der Thurgauer Zeitung vom 4. Mai 2004

Kein Hündeler ohne «Rote Bibel»
Dani Jungs Buch «Hundeausbildung» verkauft sich seit 19 Jahren. Und wird demnächst zum achten Mal aufgelegt.

Kathrin Fahrni

Felben-Wellhausen - Wer mit Dani Jung in einem Restaurant abmacht, der wählt idealerweise einen Tisch im Raucherabteil. Denn Dani Jung ohne seine Pfeife ist wie ein Hundehalter ohne Hund - und fast wie ein Hundehalter ohne die «Rote Bibel», Jungs Buch mit dem nicht zu übertreffend nüchternen Titel «Hundeausbildung». Das 1985 zum ersten Mal in den Buchhandlungen stehende Buch wurde in der Zwischenzeit siebenmal neu aufgelegt, zweimal erweitert, vollständig neu bearbeitet und mittlerweile rund 16 000-mal verkauft. Bald soll eine achte Auflage erscheinen.
«Rote Bibel» nennen es die «Hündeler», weil der Umschlag früher rot war. Die siebte Auflage strahlt im Zuge einer sanften Modernisierung in einem grellen Pink, das im Gegensatz steht zu den Schwarzweiss-Fotos auf dem Cover. Im Innern hält sich Jung konsequent an ein schwarzweisses Layout, «ich muss hier keinen Farbprospekt machen, mit diesen Bildern konzentriert man sich aufs Wesentliche». Fotos von Menschen mit riesigen Hornbrillen, von der Frauenfelder Rheinstrasse - noch mit Bahnübergang - zeugen von der Zeit der ersten Auflage. «Die Bilder haben ihre Gültigkeit deswegen nicht verloren», sagt Jung dazu. Einfach und verständlich gehalten ist sein Buch allemal. Selbst für hundelose Menschen sind seine Ausführungen leicht nachvollziehbar, so auch die von Jung gezeichneten Skizzen. Eine zusätzliche Auflockerung bieten die Karikaturen von Hans-Peter Amherd.
Erst lesen, dann kaufen
Sein Werk empfiehlt Jung jenen Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, einen Hund anzuschaffen. «Viele haben häufig keine grossen Vorstellungen davon, was es heisst, einen Hund zu besitzen. Manche kaufen sich einen Hund aus Gefühlen heraus, vielleicht, weil der Tierschutzverein gerade neue Halter sucht.» Dann seien die Menschen häufig überfordert, und da der Hund ein Rudeltier ist und naturgemäss die Überhand gewinnen will, gibt es Fälle, in denen das Tier bösartig und gefährlich werden kann. So wie in Stettfurt im November 2002, wo ausgebrochene Hunde zwei Kinder anfielen. «Wenn man sich die Aussagen des Buches zu Herzen genommen hätte, wären einige Dinge nicht passiert», formuliert Jung vorsichtig. «Es wird immer wahnsinnig tragisch, wenn man sich zu wenig Zeit nimmt für den Hund.» Hinzu komme, dass das Tier nur jenem gehorcht, den es als ranghöher akzeptiert. Wer aber seinen Hund konsequent erziehen wolle, müsse halt auch hinnehmen, «dass dieser mal sein Schwänzchen einzieht. Ich lächle auch nicht den ganzen Tag, deswegen geht es mir trotzdem ganz gut.»
Der Inhalt des Buches hat sich in den vergangenen 19 Jahren gewandelt. Nicht grundsätzlich, aber stückweise. Geändert haben sich in der Zwischenzeit einige Reglemente, denn Jung spricht in seinem Buch auch sportliche Wettkämpfe an. Mit einigen zusätzlichen Fotos sind auch neue Einsichten in die «Rote Bibel» geflossen. «Die Einstellung von Hundehaltern gegenüber dem Tier hat sich geändert. Heute ist man empfindlicher, war früher eher bereit, mit relativ harten Mitteln zu agieren.» Durch den schwindenden Freiraum habe man noch mehr Verantwortung für das Tier - gerade, was seine «Umweltverträglichkeit» angehe. Jung hat seine eigene Erklärung, weshalb Hunde so beliebt sind. «Mit einem Hund kann man Pokale gewinnen, sich verwirklichen, imponieren. Meistens steht aber das Prestige nicht im Vordergrund. Man erhofft sich von einem Hund Zuneigung, gerade in einem emotional verarmendem Umfeld. Früher lebte man in einer Grossfamilie, heute schafft man sich halt einen Hund an.»
Mit List zum ersten Hund
Dani Jung war der Jüngste von fünf Söhnen. Es herrschte genug Trubel, da bräuchten sie nicht noch einen Hund, hiess es in der Familie auf seinen Wunsch, sich einen Hund anzuschaffen. Doch dann hatte der Vater Geburtstag, und seine Söhne schenkten ihm einen Deutschen Schäfer. Der verschied aber bald krankheitshalber und wurde durch einen Spaniel ersetzt. So kam Dani Jung zu «seinem» Hund. Beim Kynologischen Verein Frauenfeld absolvierten die beiden die Begleithundeprüfung und die Schutzhundeprüfung 1. Als Polizist ist er in die Sache hineingewachsen, im Militär hat er Hunde ausgebildet. Später wurde Jung von der Nordostschweizer Vereinigung der Kynologen als Ausbildner vorgeschlagen. In den Kursen machte er sich Notizen, die er irgendwann zu einem Buch zusammenfasste und dieses seinen Schülern zum Lesen gab. Seinen Erfolg mit dem Buch schreibt er unter anderem seinen Kontakten zu. «Ich kenne bestimmt 1000 Hündeler aus der ganzen Schweiz.» Und diese wiederum empfahlen das Buch ihren Freunden weiter.
Im Kynologischen Verein Frauenfeld ist Dani Jung noch heute anzutreffen, er begleitet vereinzelt Erziehungskurse. Mit dem Hundesport hat er aber abgeschlossen, seine heutige Tätigkeit als Rechtsanwalt nimmt ihn stark in Anspruch. Aber abends, wenn er heimkommt, dann bellt ihm Joe entgegen, sein zweijähriger Deutscher Schäfer. Was Dani Jung wohl sagen würde, wenn der ihm eines Tages mit der Roten Bibel in der Schnauze an der Tür begrüssen würde?
 
«Hundeausbildung», Daniel Jung, Huber-Verlag Frauenfeld, ISBN: 3-7193-0956-8.

Caro-Höckli ...

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