Pilgerweg von Kesswil bis zum Cap Finisterre (Fisterra)

mit "Miro"

2009: Buch "Pilgern bringt's aus dem Verlag von Strickers           |           Auszug Seite 34: "Pilern mit Hund"

Vom März bis Juni 2005 waren mein ehemaliger Kantonsratskollege Hannes Stricker und seine Tochter Regula mit dem Hund "Miro" über 2'500 km auf Wanderschaft. Zuvor hatte er sich bei mir versichert, dass diese Reise auch für den Vierbeiner zumutbar und ein tolles Erlebnis sein werde, was sich dann auch bestätigt hat. 
Nachfolgend publiziere ich gerne seinen Reisebericht und einige Bilder. 

Bericht über unsere „Frühlingswanderung“ von Kesswil am Bodensee bis zum Kap Finisterre am Atlantischen Ozean  (6. März bis 6. Juni 2005)

von Hannes Stricker, Wiesenwinkel 2, 8593 Kesswil

Mail: Hannes@verlagambach.de

In erster Linie bin ich überglücklich, dass ich mir meinen Lebenstraum erfüllen konnte. Ein so schönes und langes Wegstück während so langer Zeit begehen zu können, ist wohl ein ganz besonderes Geschenk. Dass es gelungen ist, den ganzen Pilgerweg, von der Haustüre in Kesswil bis zum Kap Finisterre, zu erwandern, war nur möglich dank Lisbeth, welche zu Hause mitfieberte und mitdachte, dank meiner verständnisvollen Mutter, welche im Altersheim eine grosse Europakarte an der Wand hatte, auf welcher mein Bruder ungefähr unsere Wegabschnitte eingetragen hatte und dank Regula, die es auf sich genommen hatte, mit ihrem Vater so lange unterwegs zu sein. Ein bisschen auch dank Miro, dem Schäferhund von Regula. Er gab uns manchen Tipp, der zu unserem Wohlergehen beitrug. So lachten wir jeden Morgen und am Abend, wenn er übermütig seine Spielstunde absolvierte, in allen möglichen und unmöglichen Gewässern sein Bad nahm oder sich bei grosser Hitze mit einem Plumps in den Schatten legte und uns zu merken gab, dass es Zeit wäre für eine Siesta. Es ging ihm prima, denn seine Satteltaschen trug er nur bis zum Etzelpass, nachher war er ohne Gepäck. Hingegen litt er in Spanien, weil alle kirchlichen Feste mit einer überlauten Petardenknallerei gefeiert werden. Auch er kehrte gesünder heim, als er gegangen war (wie wir). Auch er lernte es, auf unnötige Umwege zu verzichten. Er war vor allem mucksmäuschenstill, wenn er in ein Hotelzimmer oder in eine Herberge unters  Bett geschmuggelt worden ist. In Spanien sind Hunde über 6 kg (Schosshunde dürfen alles) weder in Herbergen, noch Restaurants, noch Hotels, noch Taxis, Bus oder Bahn willkommen. Das hängt aber zusammen mit der tierquälerischen Hundehaltung der Spanier. Deshalb schliefen wir einige Male im Freien. Das war trotz der kühlen Nächte traumhaft schön, direkt unter der Milchstrasse, unter Sternschnuppen, beim Leuchtturm Finisterre mit einer „Lightshow“ und einige Male mit einer Nachtigall als „Weckordonnanz“. Mit der Zeit erkannte Miro Kirchenportale. Denn da hatte er die Aufgabe, unsere Rucksäcke zu hüten, während wir in der Kirche waren. Da hat er uns nie enttäuscht. Erbarmen hatte ich dafür mit Regula, welche viele Medikamente und täglich fast ein Kilo Trockenfutter mitschleppte nebst Maulkorb und internationalem Impfausweis (beides brauchten wir nie), Leine und Schlittenhunde-Pfotenschuhen, die er nur dreimal anziehen musste.  

Aufstieg zur Haggenegg

 Der Weg nach Aumont Aubrac

Wir haben beide ein Tagebuch geführt, ein sehr ausführliches. In den nächsten Wochen werden wir’s, so wie es entstanden ist, ins Reine schreiben. Weil wir drei Wochen in der Schweiz und eine Woche lang in Frankreich Schnee hatten, gab’s einen interessanten Bilderbogen. Und Blasen hatten wir nur einmal, an den Händen, als wir mit dem überladenen Ruderboot (3 Erwachsene, Miro (43 kg) und zwei schwere Rucksäcke) quer über den Thunersee rudern mussten, weil die Kursschifffahrt noch im Winterschlaf steckte. Das Training vor Beginn unserer grossen Wanderung (täglich 7 bis 15 km ohne Rucksack) hatte sich doch gelohnt. 

 

Miro auf dem Roc des loups im Massif Central.

 Znünihalt in Naturschutzgebiet

Dankbar sind wir für alle interessanten und liebenswürdigen Bekanntschaften, die wir unterwegs machen durften. Mit Abt Martin von Einsiedeln, mit Lastwagenchauffeur Jürg, mit den Wanderfreaks aus Vienne (Rhonetal), mit dem deutschen Arztehepaar, das in Fulda gestartet war, mit den Damen vom Finanzamt Toulouse, mit Micky aus Australien, der Forstingenieurin Ruth aus der fränkischen Schweiz, mit Elettra von Rom, Michael aus dem Schwarzwald, Paul aus der Bretagne und unserem Hochseekapitän aus dem Dorf am nördlichsten Zipfel von Schottland sowie dem ehemaligen Sekretär des irischen Ministerpräsidenten. Loic mit seiner Hündin Rosa, die von Regula erfolgreich verarztet wurde und Marcella und Martin aus der Tschechei, welche mit Lumpi Autostopp quer durch Europa gemacht hatten, um den spanischen Weg gehen zu können. Oder mit Abt Daniel von Conques, der den Pilgern abends so schöne Orgelkonzerte schenkt in der eindrücklichen Basilika. Tiefen Eindruck machte uns auch ein junges kanadisches Ehepaar. Der Vater trug den kleinen Albert, der in Castrojeriz gehen gelernt hatte, die Mutter das ganze Gepäck für drei Personen!

Unter den Fernwanderern, die wirklich die ganze Strecke mit Gepäck zu Fuss machten,  herrschte sehr gute Kameradschaft. Man hat so vieles gemeinsam erlebt....und hatte ja stundenlang Zeit, sich auszutauschen, sich zu helfen, gemeinsam zu kochen, gemeinsam zu leiden, sich aber auch gemeinsam zu freuen an kulturellen Höhepunkten oder an der neuen, überraschenden Geländekammer, die sich auftat nach dem Überschreiten eines Bergrückens. Schade, dass auf den letzten 300 km vor Santiago ein solcher Rummel herrscht! Der Camino de Santiago ist „überlaufen“, mit Coca-Cola-Automaten verunstaltet, zu oft zu sehr planiert worden und wartet trotzdem zwischendrin mit einzigartigen Naturerlebnissen auf. Am besten gefiel uns der französische Weg – trotz des dauernden Auf und Ab: So viel Kultur (die Kirchen sind im Gegensatz zu Spanien alle offen), so viel Natur (Orchideen, Nachtigallen, quakende Frösche, Mutterkuhhaltung, einsame Landstriche) und so feines Essen zu günstigen Preisen ... und freundliche Leute findet man nirgends sonst auf dem Weg durch die drei Länder. Mehr mündlich – es war ein wunderschönes Erlebnis! 

Miro, treuer Hüter unserer Rucksäcke.

Effektive Etappen in der Schweiz (Start am 6. März 2005 zu Hause):

 1. Tag: Kesswil – Konstanz                   15 km, etwas Schnee, bewölkt      Total:

 2. Tag: Konstanz – Tobel                      27 km,  im Schnee, bewölkt          42 km

 3. Tag: Tobel-Hörnli                             28 km in tiefem Schnee (1133 m)   70 km

 4. Tag: Hörnli-Rapperswil                       24 km, Schneefall, z.Teil stark       94 km

 5. Tag: Ruhetag in Rapperswil                sonnig 

 6. Tag: Rapperswil-Altendorf-Einsiedeln    24 km in z. Teil tiefem Schnee      118 km

 7. Tag: Einsiedeln-Haggenegg-Buochs      24 km, z.T. tiefer Schnee (1400 m) 142 km

 8. Tag: Buochs-Flüeli-Ranft                    20 km im Schnee, sonnig            162 km

 9.Tag: Flüeli-Ranft – Brünig- Brienzwiler    29 km sehr tiefer Schnee, 1008 m  191 km

10.Tag: Brienzwiler-Interlaken-Unterseeen 30 km, z.Teil im Schnee (Lawinen) 121 km

11.Tag: Unterseen – Spiez- Gwatt         25 km, z.Teil gerudert, sonnig       246 km

12.Tag: Gwatt – Blumenstein                20 km, sonnig, z.Teil Schnee        266 km

13. Tag: Blumenstein – Heitenried          34 km, sonnig                            300 km

14. Tag: Heitenried – Fribourg – Marly     24 km, sonnig, z. Teil Eis             324 km

15. Tag: Marly – Hauterive - Romont       28 km, sonnig, warm                   352 km

16. Tag: Romont – Corcelles                  25 km, sonnig, warm                   377 km

17. Tag: Corcelles – Lausanne               24 km, bewölkt, z. Teil Regen       401 km

18. Tag: Lausanne – Rolle                     26 km, sonnig, warm                   427 km

19. Tag: Rolle – Nyon – Commugny         28 km, bewölkt, Regen                455 km

20. Tag: Commugny – Genf – Carouge     20 km, sonnig, warm (25.3.05)     475 km

Etappen in Frankreich (Ab 25. März 2005)

21. Tag: Carouge – Neydans – Mont Sion   20 km, bewölkt, z.Teil sonnig      495 km

22. Tag: Mont Sion–balcon Léman-Frangy  21 km, bewölkt, z.Teil sonnig       516 km

23. Tag: Frangy – Chanaz                       35 km, sonnig                           551 km

24. Tag: Chanaz – Yenne (Ruhetag)         15 km, z. Teil sonnig                  566 km

25. Tag: Yenne – St.Génix – Romagnieu     29 km, Aprilwetter, 30. März)      595 km

26. Tag: Romagnieu – Le Pin                    27 km, Aprilwetter                     622 km

27. Tag: Le Pin – La Côte St. André          27 km, Nebel, dann Sonne           649 km

28. Tag: La Côte St. André–Moissieu s.D.  33 km, sonnig                            682 km

29. Tag: Moissieu s.Dolon – Chavaney       30 km, sonnig                           712 km

30. Tag: Chavanay – Bourg Argental         27 km, sonnig                            739 km

31. Tag: Bourg Argental – Les Sétoux       18 km, sonnig (Ruhetag, 1200 m.)    757 km

32. Tag: Les Sétoux – Tence                  32 km, sonnig (1300 m.ü.M.)           789 km

33. Tag: Tence – St. Julien Chapteuil       27 km, regnerisch                          816 km

34. Tag: St. Julien – Le Puy en Velay       17 km, Aprilwetter (Besichtigungen)  833 km

35. Tag: Le Puy – Monistrol d’Allier           27 km, im Schnee, Schneefall          860 km

36. Tag: Monistrol – Saugues – Chanalelles 25 km, im Schnee, Bise                  885 km

37. Tag: Chanalelles – Aumont Aubrac       30 km, z.Teil im Schnee, bedeckt     915 km

38. Tag: Aumont Aubrac - Nasbinals         26 km, bewölkt, sonnig, kalt            941 km

39. Tag: Nasbinals – Aubrac – St.Côme     33 km, neblig, Sonne (1400 m.)        974 km

40. Tag: St. Côme d’Olt – Golinhac           33 km, sonnig                              1007 km

41. Tag: Golinhac – Conques                   21 km, Schnee, später Regen         1028 km

42. Tag: Ruhe- und Maltag in Conques      regnerisch    

43. Tag: Conques – Livinhac le Haut         24 km, bewölkt, dann Sonne          1052 km

44. Tag: Livinhac – Figeac – Cassagnole    30 km, viel Regen, abends Sonne    1082 km

45. Tag: Cassagnole – Gréalou – Cajarc     27 km, Sonne, abends Regen         1109 km

46. Tag: Cajarc–Limogne–Kloster Veylats   34 km, sonnig                              1143 km

47. Tag: Veylats – Cahors                       25 km, sonnig                              1168 km

48. Tag: Cahors – Lascabanes                 22 km, sonnig, abends etwas Regen 1190 km

49. Tag: Lascabanes – Montcuq - Lauzerte 24 km, sonnig, Maltag, Halbzeit       1214 km

50. Tag: Lauzerte – Moissac                    24 km, viel Regen                         1238 km

51. Tag: Moissac – Boudou – Auvillar         21 km, Aprilwetter                        1259 km

52. Tag: Auvillar – Miradoux – Lectoure      32 km, sonnig                              1291 km

53. Tag: Lectoure – La Romieu – Condom   33 km, sonnig                               1324 km

54. Tag: Condom – Montreal - Eauze         28 km, sonnig, heiss (31 Grad)        1352 km

55. Tag: Eauze – Nogaro – Arblade le Haut 28 km, sonnig, heiss                      1380 km

56. Tag: Arblade le Haut – Aire s. l’Adour   25 km, sonnig, heiss (31 Grad)         1405 km

57. Tag: Aire s.l’Adour–Arzaq-Arraziguet    33 km, sonnig, sehr heiss (32 Grad)   1438 km

58. Tag: Arzaq-Arraziguet-Arthez de Béarn 28 km, sonnig, warm                      1466 km

59. Tag: Arthez de Béarn – Navarrenx        29 km, sonnig                               1495 km

60. Tag: Navarrenx – Ostabat                  37 km, sonnig, z.Teil bewölkt           1532 km

61. Tag: Ostabat–St. Jean Pied de Port/Hunto   26 km, regnerisch (5.5.05)        1558 km

Etappen in Spanien, ab 5.5.   *im Freien übernachtet, (*) nur unter Dach logiert 

62. Tag: Hunto-Roncesvalles-Burguete      25 km, Nebel, Sonne (1400 m.ü.M.)  1583 km

63. Tag: Burguete – Zubiri – Larassoina     24 km, sonnig                               1607 km*

64. Tag: Larassoina – Pamplona – Uterga   27 km, sonnig                               1634 km

65. Tag: Uterga – Puente la Reina – Estella 32 km, sonnig, dann Gewitter          1666 km

66. Tag: Estella–Los Arcos–Eremita Poyo    29 km, sonnig, dann Regen              1695 km*

67. Tag: Eremita – Logrono – Navarrete      30 km, sonnig, dann Regen             1725 km(*)

68. Tag: Navarrete–Najera–Santo Domingo  37 km, regnerisch                         1762 km

69. Tag: Santo Domingo – Belorado            26 km, regnerisch, dann Sonne       1788 km

70. Tag: Belorado – Cardenuela – Ripico      35 km, sonnig                              1823 km

71. Tag: Ripico–Burgos- Hornillos                33 km, Aprilwetter (15. Mai)           1856 km

72. Tag: Hornillos del Camino – Boadillo        40 km, Aprilwetter                        1896 km

73. Tag: Boadillo-Fromista-Carrion d.l.C.      26 km, sonnig                              1922 km

74. Tag: Carrion de los Condes – Sahagun   41 km, sonnig                               1963 km

75. Tag: Sahagun – Reliegos                     31 km, sonnig                               1994 km

76. Tag: Reliegos–Leon–Villar de Mazarife    47 km, sonnig (längste Etappe)         2041 km

77. Tag: Villar de Mazarife – Astorga          34 km, sonnig                                2075 km

78. Tag: Astorga – Rabanal – El Acebo       38 km, sonnig, bewölkt (1500 m)       2113 km

79. Tag: El Acebo–Molinaseca-Cacabelos    32 km, sonnig                                2145 km

80. Tag: Cacabelos-Camino duro-Faba        32 km, sonnig, viel Aufstiege            2177 km

81. Tag: Faba-O Cebreiro-1335 m-Montan   32 km, sonnig, Vollmond                  2209 km*

82. Tag: Montan-Sarria-Portomarin-Gonzar  39 km, sonnig, heiss                       2248 km*

83. Tag: Gonzar-Melide-Ribadiso                41 km, z.Teil sonnig                        2289 km

84. Tag: Ribadiso-Arzua-Lavacolla              34 km, z.Teil sonnig                        2323 km*

85. Tag: Lavacolla-Santiago di Compostela   11 km, bewölkt, Nieselregen             2334 km

86. Tag: Santiago-Negreira-Vilaserio            34 km, sonnig                               2368 km

87. Tag: Vilaserio-Oliveiroa-Eremita Neves     32 km, sonnig, kühle Nacht             2400 km*

88. Tag: Eremita N.S. das Neves-Fisterra      24 km, sonnig, unser Traumziel        2424 km*

89. Tag: Cap Fisterra-Cee-Oliveiroa              35 km, sonnig, unser Rückweg        2457 km(*)

90. Tag: Olveiroa-Vilaserio-Negreira              33 km, Nebel, Sonne, Rückweg       2490 km*

91. Tag: Negreira-Santiago di Compostela      22 km, Sonne, Rückweg (4.6.05)    2512 km

92. Tag: Zum Glück zwangsverordneter Ruhetag in Santiago di Compostela (5.6.05)

93. Tag: 14-stündige Busreise Santiago di Compostela nach Irun/Hendaye (F) (6.6.05)

  

Am Weg nach Aire sur l'Adour.

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Einige der schönsten Verse und Wünsche, die wir vor unserer Pilgerwanderung erhalten haben 

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Stadttor von St. Jean Pied de Port.

In Belorado verarztete Regula die Hündin Rosa

In den Mesetas

Miro in die Herberge geschmuggelt.

Schöne romanische Kirche Fromista.

Pilgerdenkmal in Sahagun.

Bachüberquerung in Galizien.

Endlich in Santiago.

Ankunft am Cap Fisterra nach 95 Tagen.


So wollten wir Miro in den Zug schmuggeln.

Und so musste Miro im Kofferraum Bus fahren.


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